Berlinale lädt AfD wieder aus: Plötzliche Kehrtwende beim Berliner Filmfestival

Nach heftigen Diskussionen in den vergangenen Tagen hat die Berlinale ihre ursprünglichen Einladungen an AfD-Politiker nun zurückgezogen. Wie begründet man den Schritt?

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Berlinale lädt AfD wieder aus: Plötzliche Kehrtwende beim Berliner Filmfestival

In den vergangenen Tagen wurde in der Filmbranche und im Netz heftig diskutiert darüber, ob es richtig sei, dass AfD-Politiker auf die Berlinale-Eröffnung eingeladen wurden. Als Pro-Argument wurde meist der Fakt genannt, die eingeladenen AfD-Politiker seien nun mal demokratisch gewählte Vertreter des Volkes und als solche eingeladen wie Politiker anderer Parteien auch. Als Kontra-Argument klang an, dass die Werte des Filmfestivals einer weltoffenen Gesellschaft nicht vereinbar seien mit programmatischen Äußerungen seitens der AfD.

Nun hat die Berlinale ihre ursprünglich ausgestellten Einladungen an die AfD zurückgezogen. „Heute hat die Berlinale-Leitung entschieden, die zuvor eingeladenen fünf AfD-Politiker:innen auszuladen“, vermeldet die Presse-Abteilung des Festivals am Donnerstagnachmittag um 16.46 Uhr.

Wie wird der Schritt von der Berlinale offiziell begründet?

„Gerade auch angesichts der Enthüllungen, die es in den vergangenen Wochen zu explizit antidemokratischen Positionen und einzelnen Politiker:innen der AfD gab, ist es für uns – als Berlinale und als Team – wichtig, unmissverständlich Stellung zu beziehen für eine offene Demokratie. Wir haben daher heute alle zuvor eingeladenen AfD-Politiker:innen schriftlich ausgeladen und sie darüber informiert, dass sie auf der Berlinale nicht willkommen sind“, so das Leitungsduo der Berlinale, Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Für die Einladung der Politiker aus Berlin – in diesem Jahr 100 Plätze – ist die Senatskanzlei zuständig.

„Bei Veranstaltungen, die mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, wird das Parlament als Haushaltsgesetzgeber stets mit eingeladen“, heißt es. Die Berlinale finanziert sich zu je etwa einem Drittel aus öffentlichem Geld, Ticketverkauf und Sponsorenakquise.

Aus dem Abgeordnetenhaus werden nach Angaben der Senatskanzlei stets die Präsidentin, die Vizepräsidenten, die Fraktionsvorsitzenden sowie die medien- und kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen eingeladen. „Hierbei findet der Gleichbehandlungsgrundsatz Anwendung: Es sind alle Fraktionen mit ihren jeweiligen Sprechern eingeladen. Dies ist langjährige und geübte Praxis“, heißt es weiter. Nach diesen Angaben wurden auch in den Vorjahren die Fraktionsvorsitzende der AfD sowie deren kultur- und medienpolitische Sprecher im Abgeordnetenhaus eingeladen.

Die eigenhändige Ausladung des AfD-Personals durch die Berlinale-Leitung in diesem Jahr kommentiert die Senatskanzlei am Donnerstag so: „Das ist eine Entscheidung der Berlinale-Leitung.“